Auch nach dem Präventionspreis der VBG geht es bei den Kickers-Frauen weiter bei der Gesundheitsprävention für ihre Spielerinnen. Gemeinsam mit dem Sensomotorik-Zentrum Unterfranken werden Laufanalysen zum festen Bestandteil der Vorsorge und Intervention von Verletzungen.
Das fühlt sich für die U17-Spielerinnen der Kickers-Frauen schon etwas merkwürdig an. Wie auf dem Laufsteg müssen Felia und Co. auf und ab gehen, am Ende dann noch Sprints und Richtungswechsel ausführen. Aber diese Übungen haben einen guten Grund. Denn die Expert:innen des Sensomotorik-Zentrums zeichnen den Laufstil auf und können dabei ganz exakt alle Bewegungen analysieren.
Eine große Herausforderung im weiblichen Fußball ist die höhere Wahrscheinlichkeit von Verletzungen der Bänder, insbesondere der Kreuzbänder. Das ist einerseits ein zyklusabhängiges Risiko, andererseits aber auch der höheren Wahrscheinlichkeit einer bestimmten Beinstellung bei gleichzeitig andersartiger Anatomie der Kniescheibe von Frauen geschuldet.
Bundesweite Vorreiter im Bereich Verletzungsprävention
„Aber wir nehmen dieses erhöhte Risiko nicht einfach hin“, begründet Heinz Reinders die Zusammenarbeit mit dem Sensomotorik-Zentrum Unterfranken, das von den Orthopädie-Expert:innen von 'Haas - Das Sanitätshaus' betrieben wird. Er ist nicht nur Vorstand Finanzen der Kickers-Frauen, sondern hat in seinem Hauptberuf als Wissenschaftler an der Universität Würzburg gemeinsam mit dem Mediziner Sascha Goebel und dem Sportwissenschaftler Olaf Hoos die erste bundesweite Verletzungsstudie im Juniorinnen-Fußball veröffentlicht.
„Wir kennen die Ursachen sehr gut, jetzt geht es darum, die Prävention in die Praxis umzusetzen“, so Reinders und beobachtet dabei seine Spielerinnen auf dem ‚Laufsteg‘. Bereits direkt nach den Aufnahmen sieht das Team von Petra Freund vom Sensomotorik-Zentrum Unterfranken schon erste deutliche Anhaltspunkte, wo es Verbesserungen gibt. Auch die Gründe für anhaltende muskuläre Probleme sehen die Profis sofort.
Pilotphase mit vier Spielerinnen
In einem Pilot werden vier Spielerinnen über einen längeren Zeitraum begleitet und orthopädisch so versorgt, dass die Verletzungswahrscheinlichkeit sinkt bzw. präventiv auf deren Vermeidung hingewirkt wird. Anna Müller-Scholden, Physiotherapeutin der Kickers-Frauen, begleitet den Pilot und hat hierfür die Spielerinnen aufgrund verschiedener Ausgangssituationen ausgewählt.
„Uns ist wichtig, am Anfang auf die Vielfalt möglicher Verletzungsursachen oder Ursachen für Beschwerden zu schauen, bevor wir in das umfangreiche Screening aller Spielerinnen gehen“, so Müller-Scholden, die nicht nur ausgebildete Sport-Physiotherapeutin ist, sondern auch jüngst ihren Bachelor in Sportwissenschaft erfolgreich absolviert hat.
Laufanalyse für alle Spielerinnen
Ab Mitte Juni wird sie gemeinsam mit dem Sensomotorik-Zentrum Unterfranken ins Screening aller Spielerinnen ab der U14 gehen. Auf diese Weise wird bei allen Kickers-Talenten ein genauer Blick möglich, an welchen Stellen durch entsprechende Maßnahmen Verletzungsrisiken deutlich vermindert werden können und zusätzlich noch Leistungsoptimierungen möglich sind. Da mag es sich im Moment der Laufanalyse für die Mädchen etwas merkwürdig anfühlen – um so besser werden sie sich zukünftig fühlen, wenn sie über den Platz sprinten.