Für die Teams der Würzburger Kickers-Frauen startet am 03. März die Rückrunde. Zu Beginn der Saison hatte die Vereinsführung die Losung ausgegeben, dass in der Hinrunde gelernt und in der Rückrunde gepunktet wird. Warum die Kickers an dieser Prognose immer noch festhalten und welches große Jubiläum die Rothosen feiern.
Neun Teams schicken die Kickers vom Heuchelhof in den Spielbetrieb der Rückrunde. Von den kleinen Bambinas bis hoch zu den Drittliga-Frauen ist alles vertreten, so dass die Kickers sich von der Spielerinnen-Anzahl zu den ganz Großen in Bayern zählen können. Dabei steht die gesamte Saison nicht nur unter dem jüngst gewonnen Stern des Sports in Gold des DOSB, sondern auch unter dem Stern der großen Umbrüche. Das macht sich auch in den Planungen der Kickers-Frauen bemerkbar.
Denn einer dieser großen Umbrüche ist der Übergang vom Leistungsfußball der Zugezogenen hin zum Leistungsverein des eigenen Nachwuchs. Nachdem in dieser Saison der zweite Jahrgang aus der eigenen Jugend zu den Frauen gewechselt ist und sich in die ungleich härteren Anforderungen bei „den Großen“ einfindet, baut der Verein sukzessive das neue Konzept aus. Erfahrene Spielerinnen und nach Würzburg wechselnde Leistungsträgerinnen sollen um den eigenen Nachwuchs herum gebaut werden, so dass zukünftig Kontinuität in den Frauenteams gewährleistet wird.
Kontinuität durch eigene Talente
„Vom Meisterteam aus der Saison 2018/19 spielen lediglich noch zwei Spielerinnen, als Studentinnen-Stadt haben wir eine hohe Fluktuation“, beschreibt Heinz Reinders die Situation und kann daher die Wechsel zwischen den Ligen gut einordnen. Zukünftig werden die Kickers-Frauen durch den eigenen Nachwuchs sehr viel stärker auf Kontinuität, auch bei der Ligazugehörigkeit setzen können. Bis es soweit sei, so Reinders, brauche es aber noch zwei Jahre. „Dann haben wir uns stabil in der dritten Liga festgesetzt, Tendenz mit Blick nach oben“, ist sich der Marketing-Vorstand sicher.
Und wenn er sich etwas wünschen darf, dann stehen die Kickers-Frauen in drei Jahren ohne erneuten Umweg über die Bayern- in der Regionalliga. Allerdings zeigt sich der Umbau des Vereinskonzepts bereits jetzt. Die Integration der jungen Spielerinnen braucht Zeit, die Ausrichtung der Spielphilosophie durch den neuen Trainer Marius Wiederer auch. „Daher haben wir gleich zu Beginn der Saison gesagt, dass wir in der Hinrunde lernen und in der Rückrunde punkten werden“, so Reinders.
Eine Zeit des Um- und Aufbruchs
Die Frauenteams haben durchweg eine harte Hinrunde hinter sich. Die Erste kämpft sich an die notwendige Platzierung zum Klassenerhalt heran, die U23 von Headcoach Chris Mader musste sich ein ums andere Mal mit ihrem jungen Kader den erfahrenen Landesliga-Teams geschlagen geben. „Spielerisch waren wir häufig ebenbürtig und teilweise sogar überlegen, aber es fehlt einfach die Erfahrung in dem jungen Kader“, erklärt Reinders die Gründe. Punkten werden, da ist er sich sicher, beide Teams in der Rückrunde trotz oder gerade aufgrund dieser Erfahrungen.
Im Jugendbereich ist die U17 auf ihrer Abschiedstournee aus der Bayernliga. Nicht nur, weil die Platzierung dies nahelegt, sondern weil ab der kommenden Saison eine U16 im Spielbetrieb gegen die U15 der Jungen gemeldet wird. „In der Bayernliga der Juniorinnen wird nicht der Fußball gespielt, den wir für die Ausbildung aller Spielerinnen benötigen“, weiß Reinders, der selbst das Team bereits seit drei Jahren im bayerischen Oberhaus trainiert. „Viele Teams spielen entweder Kick-and-Rush oder Angriffspressing über die volle Zeit. Da fehlt die so wichtige taktische Variabilität und die Möglichkeit für jede einzelne Spielerin auf jeder Position, viele Aktionen im Spiel zu haben“. Die Tabellensituation weiß er daher gut einzuordnen. „Da stehen wir nicht, weil das Team nicht Fußball spielen können, sondern weil wir fußballerisch ganzheitlich ausbilden, Fehlerkultur und Ausprobieren sind da sehr wichtige Lernfelder“.
Zukunftsmodell U14-Juniorinnen
Und dass das Modell gegen Jungen gut funktioniert, zeigt der Erfolg der U14-Juniorinnen. Nach dem Aufstieg in die Kreisliga behauptet sich das Team von Fabian Ritter und Alex Senft im oberen Tabellendrittel. Durch die Spiele gegen die Jungs entwickeln sie Handlungsschnelligkeit und Durchsetzungsvermögen auf jeder Position „und nicht nur in der Innenverteidigung, wie das in der Bayernliga häufig durch die Spielweise der anderen Vereine der Fall ist“. Nicht umsonst stelle der Verein aktuell vier Spielerinnen für die Regionalauswahl, die allesamt im Spielbetrieb gegen die Jungs ausgebildet wurden.
Ebenfalls gegen die Jungs geht es für die U11-Juniorinnen, von denen die Kickers-Frauen gleich zwei Teams ins Rennen schicken werden. Laura Weckerle und Behzad Yanati formen dabei die nächste Generation Leistungsfußballerinnnen, bei Karina Wilhelms und Tim Schmalzbauer haben die jüngeren U11-Kickerinnen noch Zeit, ihre Leidenschaft auszubauen. Und bei den ganz Kleinen der U7 und U9 sorgen Anna Schuster, Anna Reinders und Karolina Sajevic dafür, dass die Mini-Rothosen beim Funino gegen Jungs Spaß beim Fußball haben.
Zehn Jahre Nachwuchsförderzentrum
Wer nun alle Teams auf einmal in Aktion erleben will, für den haben die Kickers-Frauen etwas ganz Besonderes. Denn am 08. August feiert der Verein gemeinsam mit der Universität Würzburg das zehnjährige Jubiläum des Nachwuchsförderzentrums für Juniorinnen mit einem großen öffentlichen Training aller sieben Juniorinnen-Teams. „Als wir vor zehn Jahren mit dem NFZ angefangen haben, standen wir noch vor dem großen Nichts, heute sind wir die größte Forschungsakademie für den Juniorinnen-Fußball in Europa“, so Reinders nicht ohne Stolz. „Wir haben in der Zeit mehr als 300 Spielerinnen gefördert, bundesweit auch bei Bundesliga-Vereinen über 1.000 Spielerinnen getestet und viele wissenschaftliche Studien veröffentlicht“.
Daher sind alle Interessierten am 08. April 2024 ab 17:00 Uhr herzlich eingeladen, am öffentlichen Training teilzunehmen, an dem auch regionale Prominenz anwesend sein wird. Die Trainer:innen geben dann mit ihren Teams einen Einblick in die Ausbildungsphilosophie und Trainingsformen des NFZ. Und wie es sich für einen Tag auf dem Fußball-Platz gehört, darf natürlich auch die Bratwurst nicht fehlen. Für das leibliche Wohl wird also gut gesorgt. Denn eines wollen die Kickers-Frauen in der Rückrunde nicht vergessen. Sie wollen nicht nur punkten, sondern gemeinsam mit den Fans schönen Fußball feiern.
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Foto: Paul Zottmann