Für die Würzburger Kickers Mädchen und Frauen ist die Saison mit insgesamt acht Teams im Spielbetrieb angelaufen. Bayernweit sind die Rothosen damit der größte Verein im weiblichen Fußball. Die Frontfrau der Kickers nimmt dies zum Anlass, die Ziele des Vereins zu benennen und meint damit die Ziele auf, aber auch neben dem Platz.
Die Saison ist mittlerweile nicht nur bei der Ersten sondern auch bei den Kleinsten gestartet. Wie geht’s denn den Kickers-Teams bisher?
Wir sind mit acht Teams in diese Saison gegangen und haben im Nachwuchs so viele talentierte Spielerinnen, dass wir sogar noch eine zweite U14 in den Spielbetrieb schicken. Bei der U11 haben wir über 30 Mädchen und unser Nachwuchsförderzentrum platzt aus allen Nähten. Die FWK-Frauen stehen für eine sehr engagierte Talentförderung, das hat sich überregional als unser Qualitätsmerkmal herumgesprochen. Darauf sind wir natürlich sehr stolz.
Das hat auch der Verband beim Besuch des Präsidenten gemerkt.
Ja, beim Netzwerktreffen war der BFV-Präsident Dr. Kern und der für die Juniorinnen zuständige Verbandstrainer Lars Schulz bei uns. Das war ein toller und konstruktiver Austausch und das Feedback des BFV zum Netzwerktreffen für die Kampagne #lasstsiespielen war überaus positiv. Der BFV sieht, was wir hier in Würzburg leisten. Das ist sehr schön, hier kooperativ an einem Strang zu ziehen.
Die Nachwuchsarbeit läuft also sehr gut, sportlich sieht es bei den Frauen aber derzeit sehr schwierig aus.
Das können wir schon direkt beim Namen benennen. Unsere U23 und die Erste stehen derzeit unten drin, wir haben einen sehr schwierigen Saisonstart. Wir wussten, dass die Umstellung auf eine U23 als Nachwuchsteam und einer Ersten in der dritthöchsten Liga für uns alle sehr herausfordernd wird. Ein Doppelaufstieg ist eine tolle Sache, darauf sind wir sehr stolz. Gleichzeitig heißt es, neue Strukturen in zwei starken Ligen umzusetzen. Unsere U23 ist sehr jung und tritt gegen erfahrene und gut eingespielte Teams an, da zahlen wir derzeit natürlich Lehrgeld. Und in der Ersten hatten wir starke Abgänge, der Kader ist im Umbruch, die Saisonvorbereitung war nicht nach unseren Vorstellungen.
Hat das Trainerteam deshalb gewechselt?
Jovana Markovich bleibt uns zum Glück als Athletik-Trainerin erhalten, die Mädels schuften jeden Montag mit ihr in der Crossfit-Kraftmühle, Jovi ist unerbittlich (lacht). Bei ihr gab es rein berufliche Gründe. Mica Oppmann war bei uns ein engagierter U11-Trainer, der zusätzlich noch in der Ersten als Co-Trainer unterstützt hat. Auch er hat sich zum Saisonende aus beruflichen Gründen vom Team verabschiedet. Mit Gregor Opfermann hätten wir gerne weiter zusammengearbeitet, das haben wir ihm im Vorstandsgespräch auch angeboten. Gregor hat sich dann kurz vor Saisonbeginn beim Training von den Spielerinnen verabschiedet, schaut aber dem Team bei Auswärts- und Heimspielen noch gelegentlich zu. Unsere Keeperinnen werden weiterhin von Michael Hofmann trainiert, das freut uns ganz besonders, da er viel Erfahrung mitbringt.
Ein nicht optimaler Start in die dritte Liga.
Die Ergebnisse der Vorbereitung waren schwierig. Klar, dass sich Ruhe vor Saisonstart anders anfühlt, aber eine unserer Stärken ist es, im Team zusammenzuarbeiten. Jonathan Rudingsdorfer unterstützt zusätzlich zur Leitung des Nachwuchsförderzentrums als Co-Trainer die Erste. Marius Wiederer übernimmt ab sofort als Headcoach das Team. Sie sind jung und bringen eine tolle Energie mit und werden vom Team herausragend akzeptiert, die Chemie stimmt. Im Hintergrund unterstützt noch Fabian Ritter im organisatorischen Bereich und die U23-Trainer Chris Mader und Alex Senft stehen helfend zur Seite. Wir haben gemeinsam im Verein schon einige Herausforderungen gemeistert, zusammen werden wir auch das schaffen. Denn der Nachwuchs braucht eine Perspektive und wir haben den Eindruck, die Spielerinnen bei den Frauen verstehen das.
Neben den angekündigten Abgängen gab es aber auch kurzfristig Veränderungen im Kader. Maria Ansmann, Meike Bohn und Nicole Kreußer wurden ja in der vergangenen Saison feierlich verabschiedet.
Selbstverständlich spüren wir diese Abgänge, die drei waren durch ihre Fähigkeiten und ihre Erfahrung wichtige Stützen im Team. Und was die – sich übrigens langfristig abgezeichneten – Veränderungen im Kader betrifft, da merken wir in jeder Saison immer mal wieder in Einzelfällen, dass es unterschiedliche Auffassungen vom gemeinsamen Vereinsleben gibt. Manche Spielerinnen haben andere Vorstellungen und das respektieren wir auch, aber nicht immer passt es zu unserer Vereinsphilosophie. In jedem Verein gibt es diese Veränderungen, die Kickers-Frauen sind wie alle anderen Clubs auch ein dynamisches System, manchmal mit, aber in den allermeisten Fällen ohne Reibungen.
A propos Vereinsphilosophie, da betonen die Kickers-Frauen immer wieder ihre Talentförderung. Warum ist die so wichtig?
Wir können in den höheren Ligen im Leistungsbereich langfristig nur bestehen, wenn wir auf den eigenen Nachwuchs setzen. Wir investieren die uns zur Verfügung stehenden Mittel in die Talentförderung. Das Nachwuchsförderzentrum ist bundesweit einzigartig, sechs Nachwuchsteams im Spielbetrieb, über ein Dutzend junger und unfassbar engagierter Trainer:innen, das macht sehr viel Spaß. Jede, die an den Trainingstagen auf den Platz kommt und die Mädels trainieren sieht, versteht sofort: hier geht es nicht um eine einzelne Spielerin. Hier geht es um das große Ganze. Wir sind keine Manege für Solo-Aufführungen, wir bieten eine qualitativ hochwertige Förderumwelt für die Team-und Nachwuchsförderung. Wir werden gegenüber anderen Vereinen im Vorteil sein, sobald sich unsere Nachwuchsförderung in den Frauenteams zeigt. Im Moment sind wir noch im schwierigen Übergang. Aber das wird sich ändern.
Inwiefern?
Wir haben erst seit 2018/19 Frauenteams im Leistungsbereich. Da mussten wir kurzfristig aus drei Teams zwei funktionierende Mannschaften bilden. Dann sind wir zwei Jahre in Folge aufgestiegen, bis in die 2. Bundesliga – ausgerechnet mitten in der Corona-Pandemie. Das ging alles viel zu schnell. Wir sind nie zur Ruhe gekommen, um den Nachwuchs mit den Frauen strategisch zu verbinden. Außerdem war unser Nachwuchs noch nicht soweit, eine Leistungs-U17 haben wir ja erst seit der Saison 2021/22, die U23 erst seit dieser Saison. Die Nachwuchsspielerinnen sind erst seit einem Jahr alt genug, zu den Frauen zu wechseln. Das heißt, die Früchte unserer Nachwuchsarbeit werden wir in vollem Umfang erst in zwei bis drei Jahren ernten. Wir brauchen Geduld, bis sich die eigenen Nachwuchstalente im Frauenbereich etablieren und zurechtfinden. Der Sprung von den Juniorinnen zu den Frauen ist nun mal sehr sehr groß.
Und in diese Übergangsphase fällt die aktuelle Saison?
Genau. Die Spielerinnen der Jahrgänge 2005 und 2006 sind die ersten Talente „Made in Heuchelhof“ (lacht). Die müssen wir an den Frauenbereich heranführen, da trifft individuelles Talent und hohe Leistungsmotivation auf erfahrene und körperlich anspruchsvolle Liga-Konkurrenz. Sie sammeln jetzt in der Landes- und der Regionalliga erste Erfahrungen, aber es wäre unsinnig anzunehmen, dass sie nach einem Jahr Frauenfußball bereits eine tragende Rolle übernehmen können. Das braucht Zeit und wir als Verein brauchen da auch Geduld. Aber auch das ist unsere Stärke. Seit fast 14 Jahren fördern wir den Mädchen- und Frauenfußball, seit sechs Jahren im Leistungsbereich. Wir haben einen langen Atem.
Zu Beginn der Saison wurde das Motto ausgerufen: in der Hinrunde lernen wir, in der Rückrunde punkten wir. Was, wenn nicht?
Nicht lernen geht nicht, dazu sind die Spielerinnen viel zu motiviert. Sie nehmen den Input der Trainer sehr gut auf und setzen ihn sehr diszipliniert im Spiel um. Wir spielen in allen Teams taktisch anspruchsvollen Fußball. Nicht lernen geht gar nicht. Im Gegensatz zum Lernfortschritt kann im Fußball aber niemand Punkte garantieren. Wir haben immer gesagt, dass wir die passende Liga zu unseren Spielerinnen brauchen, damit sie sich optimal entwickeln können. Und hier schließt sich der Kreis: in beiden Ligen lernen die Spielerinnen gerade, mit diesen Herausforderungen zu wachsen. Wenn sie das geschlossen angehen und gemeinsam diese starken Ligen angehen, wissbegierig bleiben und dazulernen, dann haben wir als Ausbildungsverein unser wichtigstes Ziel erreicht.
Und das wäre?
Fußball ist ein Teamsport, gemeinsam werden wir alle besser.