So mancher Bundesligist wäre vermutlich bei diesem Kader neidisch. Immerhin gehen die Kickers-Frauen in ihrer U12 mit einem Kader von 30 Spielerinnen in die laufende Saison. Wir gehen auf Spurensuche und erklären, warum das etwas ganz Besonderes ist.
Das hat es in der Geschichte des Mädchen- und Frauenfußballs am Heuchelhof noch nie gegeben. Eine U12 mit einem bundesligatauglichen Kader tummelt sich ungeduldig in der Kabine der Flyeralarm-Arena, um endlich das diesjährige Teambild machen zu können. Paul Zottmann hat denn auch so seine liebe Mühe damit, die vielen kleinen Nachwuchskickerinnen auf ein Bild zu bekommen. „Das Stadion ist ja schon recht groß, aber so viele Mädchen auf ein Teamfoto, da müssen wir mal schauen, ob wir nicht vielleicht zwei Fotos nebeneinander brauchen“, so der langjährige Vereinsfotograf mit einem Augenzwinkern.
„Die Familien fühlen sich wohl bei uns“
Aber woran liegt der Ansturm auf die Nachwuchsschmiede der Rothosen? Laura Weckerle, neue Cheftrainerin der kleinen Rothosen-Mädels kann es sich vor allem mit dem Bewegungsdrang der Mädchen erklären. Lange Zeit konnten die Kinder ja keinen Sport machen, jetzt sind die Fußballerinnen unter ihnen dazu endlich bei uns in der Lage“ und schiebt hinterher, dass die Kickers nun einmal auf eine zwölfjährige Erfahrung im Mädchenfußball zurückblicken können. „Die Familien vertrauen uns, das ist ein tolles Gefühl“, so die Pädagogik-Studentin von der Universität Würzburg.
Zusammen mit ihren drei Co-Trainern hat sie deshalb bei den zwei wöchentlichen Trainings alle Hände und Füße voll zu tun. Behzat Janati, Mica Oppmann und Max Schneider unterstützen sie dabei. Und ein Team mit insgesamt vier Trainer:innen braucht es da auch. Behzat spielt selbst bei der U19 der Kickers-Männer, ist aber auch besonders gerne bei den U12-Mädels auf dem Platz. Seine kleine Schwester hat das Talent des großen Bruders und kickt in der Nachwuchsschmiede fleißig mit.
„Die Stimmung ist toll“
Wie er neben der Schule und eigenem Training noch Zeit für die U12 findet, weiß Behzat selbst nicht so genau, will es aber nicht vermissen. „Ich habe am Gymnasium den Junior-Coach des DFB gemacht und meine Hospitation bei den Kickers-Frauen gemacht. Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich auf jeden Fall weitermachen wollte.“ Ähnlich geht es auch Max Schneider. Beide seiner Schwestern sind bereits im Verein, Jana bei der U17 und Marleen als Schiedsrichterin. Nach seinem FSJ im Verein war auch für ich klar, dass er bleiben will.
„Klingt ja schon abgedroschen, aber das stimmt hier schon, wir sind eine Familie. Die Stimmung ist toll, und mit den Mädchen macht es viel Spaß.“, so der angehende Jura-Student. Und wird von Mica in seiner Einschätzung bestärkt. Mica studiert wie Laura Pädagogik und ist über ein Jobangebot des Vereins an den Heuchelhof gekommen. „So eine Nachwuchsarbeit wie hier habe ich noch nie gesehen, ich mein, welcher Verein hat schon vier Trainer:innen“. Da dürften es dann auch mal 30 kleine Talente sein, die auf dem Platz herumwuseln.
Kopfschütteln über den BFV
In dieser Saison spielen die U12-Kickers Freundschaftsspiele gegen U11-Jungenteams aus der Region. Regulär dürfen sie nicht in den Ligabetrieb, das verbietet der Bayerische Fußball-Verband. Als einziger Landesverband des DFB. Gleichzeitig fehlt es aber auch an gleichaltrigen Mädchenteams in der Region, so dass die U12-Mädchen die unterfränkischen Plätze der U11-Jungs stürmen werden. Den anderen Vereinen ist es recht, sie freuen sich sogar schon auf die Spiele gegen die Kickers-Mädchen.
„Die Zustimmung der anderen Vereine ist wirklich groß, naja und das Kopfschütteln über die Entscheidung des BFV auch“, fasst Jonathan Rudingsdorfer die Situation zusammen. „Die einzigen Leute in ganz Deutschland mit einem Problem beim jahrgangsversetzten Spielbetrieb sitzen im Verbands-Jugendausschuss hier in Bayern“, so der Jugendvorstand weiter und bedauert, dass die Starrköpfigkeit zu Lasten der Mädchen gehe.
Vorfreude auf die ersten Spiele
Die Mädels des wahrscheinlich größten U12-Kaders aller Zeiten lassen sich davon aber nicht die Fußballstimmung nehmen. Schon bald folgen die ersten Spiele gegen U11-Jungs und für einige der Mädchen ist es das erste offizielle Fußball-Spiel überhaupt. Entsprechend groß ist die Aufregung und Vorfreude. Und jede Saison beginnt natürlich mit einem professionellen Teamfoto. Dieses Shooting meistern die Kickers-Talente sehr professionell und Paul Zottmann ist zufrieden. Er hat die größte U12 aller Zeiten auf ein Bild bekommen. Und das sieht wirklich phantastisch aus.
Foto: Paul Zottmann